Horizont Entfaltung

Horizont Entfaltung
Goodharts Gesetz

Goodharts Gesetz: Wenn Zahlen uns antreiben

Im Artikel „3 Gründe, warum persönliche Dokumentation wichtig ist“ haben wir die Relevanz von Gewohnheitstracking und Verhaltenskontrollen gezeigt. Es ist zum Beispiel sinnvoll zu dokumentieren und misst, ob man genug Sport macht, sich gesund ernährt oder genug Wasser trinkt. Dabei orientiert man sich an Kennzahlen. Zum Beispiel: Man möchte abnehmen und hat sich das Ziel gesetzt, vier Kilogramm im Monat abzunehmen oder jemand setzt sich das Ziel, die Einnahmen seines Unternehmens innerhalb eines Monats zu verdoppeln. Dahinter könnte eine Falle stecken, die unseren Fokus auf die Zahlen lenkt und nicht auf das eigentliche Ziel. Darum geht es beim Goodharts Gesetz (Goodhart’s Law).

Das Gesetz ist nach dem britischen Ökonom Charles Goodhart benannt.

Wenn ein Maß zum Ziel wird, ist es kein gutes Maß mehr.

Charles Goodhart

1. Zielorientiert statt ergebnisorientiert

Die lauernde Falle ist das von uns gesetzte Maß, das im Laufe der Zeit unwillkürlich zum Ziel wird. Das mag zu Beginn abstrakt klingen. So sieht das im Alltag aus: Ich habe mir 2020 bestimmte Ziele gesetzt. Eins war beispielsweise, dass ich sechs Bücher im ganzen Jahr lesen möchte (Davor habe ich nie ein Buch freiwillig gelesen). Ein anderes Ziel war, mehr als 300 km im gesamten Jahr zu joggen. Die Problematik ist bei der Zielsetzung zu erkennen. Diese Ziele sind Ergebnisorientiert und daher nicht immer zielführend.

Ergebnisorientierte Zielsetzung
Ergebnisorientierte Zielsetzung

Diese falsche Zielsetzung habe ich auch deutlich erkannt, als ich bereits nach sechs Monaten beide Ziele erreicht habe. Das Resultat: In den restlichen sechs Monaten habe ich beide Gewohnheiten unter anderem wegen dieser Zielsetzung vernachlässigt. Das liegt daran, dass das Maß 300 km oder sechs Bücher zum Ziel geworden ist. Diese unpassende Zielsetzung kann man in diesem Fall Zeitinkonsistenz nennen.

Zeitinkonsistenz bedeutet, dass eine zukünftige Handlung, die Teil eines heute formulierten optimalen Plans ist, vom Blickwinkel eines späteren Zeitpunkts nicht mehr optimal erscheint.[…]

Wirtschaftslexikon24

Wie kann man das also geschickter lösen? Eine Methode wäre, neue Ziele für jedes Quartal zu setzen, um Fehleinschätzungen zu minimieren. Eine andere Methode ist die zielorientierte Zielsetzung:

  • Statt vier Kilogramm monatlich abnehmen -> sich gesünder ernähren und genug Sport machen
  • Statt sechs Bücher im Jahr zu lesen -> täglich 30 Minuten lesen
  • Statt 300 km im Jahr joggen -> täglich 15 Minuten laufen
Zielorientierte Zielsetzung
Zielorientierte Zielsetzung

2. Messen ist wichtig, aber nicht das Wichtigste

Messbare Ziele zu setzen ist grundsätzlich nicht falsch. Es hilft sogar, den eigenen Fortschritt zu messen und anhand dessen neue Ziele zu setzen. Jedoch darf diese Zahl nicht unsere „Priorität 1“ werden, sondern eher eine Art Meilenstein oder Koordinate, wo man gerade steht. Zudem hilft es auch, regelmäßig zu reflektieren und zu gucken, ob man überhaupt das Richtige misst.

If you can’t measure it, you can’t improve it.

Lord Kelvin

3. Lege deinen Fokus auf dein System und nicht primär auf Ziele

Ziele können dir Richtung geben und dich kurzfristig sogar vorwärts bringen, aber letztendlich wird ein gut durchdachtes System immer gewinnen. Ein System zu haben ist das, was zählt. Sich dem Prozess zu verschreiben, macht den Unterschied.

Übersetzt aus dem Englischen aus: James Clear; Atomic Habits
– An Easy & Proven Way to Build Good Habits & Break Bad Ones; ISBN: 9781847941831; 2018 Pinguin Random House London

Ziele zu haben und sich Ziele zu setzen ist richtig und wichtig. Aber Ziele entstehen aus dem Prozess heraus, dem du dich verschreibst. Ein Beispiel: Du beschließt ab nächster Woche Hartgas beim Laufen zu geben. Du startest einfach los ohne ein gewisses Ziel. Nach einiger Zeit fällt dir auf, dass du deine Strecke auf einmal schneller läufst, als noch zu Anfang. Das spornt dich an! Aus dem Prozess heraus beschließt du bald die Strecke, in Bestzeit zu laufen. Danach nochmal und nochmal… das System „regelmäßig Laufen zu gehen“, setzt für dich deine Ziele. Dieses Beispiel lässt sich übertragen – denk mal darüber nach!

Warum das System wichtiger als die Ziele/Schulnoten sind

Take Home Message

  • Sei Zielorientiert, anstatt Ergebnisorientiert.
  • Messen ist gut, um Fortschritte zu quantifizieren, aber kann in einem gewissen Grad auch ungünstig sein. Siehe dieses Ziel als temporär an und reflektiere.
  • Baue ein System, das dir Ziele gibt, anstatt selber quantifizierbare Ziele zu setzen.