Horizont Entfaltung

Horizont Entfaltung
Jeden Tag um 4:30 aufstehen

Selbstexperiment: jeden Tag um 4:30 aufstehen

Die eigene Stärke finden

Was steck hinter Sprichwörtern, wie „der frühe Vogel fängt den Wurm“ oder „Morgenstund hat Gold im Mund“? Bin ich am Morgen produktiver? Bin ich eher ein „morning lark“ oder eine „night owl“? Ich habe mich entschieden es zu testen und habe das Selbstexperiment gewagt, um diesen Fragen auf den Zahn zu fühlen. Wie es lief und was ich daraus gelernt habe, möchte ich hier heute mit euch teilen.

Die Umsetzung

Mein Plan war es für 30 Tage lang um die unsägliche Zeit 4:30 aufzustehen. Für mich ist und war es nichts Ungewöhnliches früh aufzustehen, aber mit 4:30 würde selbst ich mich auf ein neues Level begeben. Ich habe diese Zeit aber vor allem auch gewählt, weil ich mir sicher war, dass ich dann auf jeden Fall genug Zeit habe jeden Tag vor jeder Vorlesung meine Morgenroutine und noch etwas anderes zu schaffen.

Das Experiment startet

Wie lief es also nun? Zusammengefasst kann ich für mich sagen, dass das Experiment ein Erfolg war. Ich habe es nicht nur geschafft so gut wie jeden Tag mich an meine geplante Aufstehzeit zu halten, sondern auch viel über mich selbst erfahren. (Ich habe ein Bild von meinem Bullet Journal gemacht, wo man meine Schlaf- und Aufstehzeiten sehen kann.)

Bullet Journal während des Experiments

Die erste Woche war mit Abstand die schwerste von allen. Ich wusste, dass mein Schlafrhythmus eine gewisse Zeit brauchen wird, um sich an die neuen Zeiten anzupassen. Diese Vermutung hat sich voll und ganz bestätigt und in der ersten Woche auch bemerkbar gemacht. Ich hatte Morgen, in denen ich kaum aus dem Bett gekommen bin und sogar nach dem Aufstehen noch fast wieder im Stuhl eingeschlafen bin. Meistens konnte ich aber diese Müdigkeit nach ungefähr einer Stunde wach sein mit kalter Dusche und Kaffee verdrängen. Aber selbst in den ersten Tagen habe ich es geschafft den Morgen sehr produktiv anzugehen und ordentlich was zu schaffen. Ich hatte noch nie einen Monat, in welchem ich mich so gut an meine Morgenroutine gehalten habe und so strukturiert in den Tag gestartet bin. In den restlichen drei Wochen fiel mir das aufstehen und arbeiten schon wesentlich einfacher und ich hatte am Ende das Gefühl, dass ich mich wirklich gut an diesen neuen Rhythmus angepasst habe.

Die ganzen Vorteile kommen natürlich nicht ohne eine Kehrseite. Ich habe in diesem Monat eine durchschnittliche Schlafenszeit von ungefähr 6,15 Stunden gehabt. Das ist zu wenig. Wie Matthew Walker in seinem Buch „Why we sleep“ schreibt:

(…)the shorter your sleep, the shorter your life span. The old maxim “I’ll sleep when I’m dead” is therefore unfortunate. Adopt this mind-set, and you will be dead sooner and the quality of that (shorter) life will be worse.

Why we sleep: Unlocking the Power of Sleep; Mathew Walker; 2017 Scribner; ISBN 978-1501144318

Mein Schlafmangel kann direkt darauf zurückgeführt werden, dass ich es nicht geschafft habe zu meiner geplanten Zeit rechtzeitig schlafen zu gehen. Wieso das nicht geklappt hat, glaube ich an zwei Punkten festmachen zu können (a) der Schlafrhythmus hat sich nicht vollständig angepasst und (b) sozialer Druck. Auch wenn ich meinen Rhythmus auf die Zeit von 4:30 gedrängt habe, wurde trotzdem nicht die gewünschte Müdigkeit rechtzeitig erreicht. Der andere Grund ist, dass ich mich an manchen Abenden über meine Schlafenszeit von 21:30 noch mit Freunden unterhalten habe oder noch Zoom-Meetings etc. hatte. Um regelmäßig um 4:30 aufzustehen, muss man wesentliche soziale Einbuße zahlen, was vor allem zu dieser Zeit, während man noch jünger ist einem nicht unbedingt Wert sein sollte.

Was habe ich gelernt? An den Sprichwörtern ist auf jeden Fall etwas dran. Ich war am Morgen wesentlich produktiver und habe viel schaffen können. Ich bin aber überzeugt, dass das einen triftigen Grund hat:

Every human being displays an unyielding twenty-four-hour pattern, the respective peak and trough points are strikingly different from one individual to the next. For some people, their peak of wakefulness arrives early in the day, and their sleepiness trough arrives early at night. You may know this type of people as “morning larks

Why we sleep: Unlocking the Power of Sleep; Mathew Walker; 2017 Scribner; ISBN 978-1501144318

Ich glaube festgestellt zu haben, dass ich eine „morning lark“ bin und deswegen auch den morgen sehr produktiv nutzen konnte, obwohl ich teilweise nur wenig Schlaf hatte. Das Gegenstück zu „morning larks“ wären die „night owls“, also Leute, welche eher am Abend ihre aktiven Stunden haben und etwas schaffen. Ich habe vorher geglaubt einer dieser Eulen zu sein, wurde aber vom Gegenteil durch dieses Experiment überzeugt.

Hat sich dieses Experiment gelohnt?

Ich würde jedem empfehlen selbst ein Experiment zu wagen, um für sich herauszufinden, zu welcher Kategorie man gehört. Ich glaube, viele Leute sehen sich selbst als Eulen. Das hat meiner Meinung nach öfter den Grund, dass man den Lebensstil einer Eule wählt, also lange aufbleibt und dementsprechend spät aufsteht. Der größere Teil der Bevölkerung gehört zu den Morgenmenschen und der kleinere zu den Eulen, das sollte man sich vielleicht im Hinterkopf behalten, wenn man denkt es schon zu wissen.

Ich habe zusätzlich zu diesem Artikel ein Video gemacht, wo ich auch noch über andere Aspekte dieses Experimentes rede. Falls es dich interessiert, schau gerne vorbei und lass deine Meinungen und Fragen doch einfach in den Kommentaren. Ich hoffe, ich konnte dir einige Denkanstöße geben und dir vielleicht mit meinen Erfahrungen helfen.

Eddy erklärt in seinem Video sein Selbstexperiment.