Horizont Entfaltung

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Selbstexperiment: 20 Tage lang kein Smartphone

Selbstexperiment: 20 Tage lang kein Smartphone

Das Experiment und sein Hintergrund

Das Smartphone wurde erfunden, um unseren Alltag zu unterstützen und zu vereinfachen. Heutzutage ist es selbstverständlich, dass es uns ständig begleitet und immer in unserer Hosentasche liegt. Aber jede Technik hat auch ihre Nachteile, wenn man sie exzessiv oder falsch nutzt:

  • Andere Aufgaben werden vernachlässigt
  • Social Media, die uns unzufrieden macht, da jeder nur von den positiven Seiten seines Lebens berichtet
  • Die Konzentration verschlechtert sich
  • Die oberflächliche Wahrnehmung der eigenen Umgebung

Das sind nur ein paar Gründe, warum ich das Experiment durchgeführt habe. Inspiriert wurde ich auch von YouTubern wie Matt D’Avella, der sich viel mit Minimalismus beschäftigt. Jedoch konnte ich bisher nicht den Mut sammeln und wirklich auf das Smartphone verzichten. Ich dachte immer: Das bringt nichts und außerdem bin ich täglich auf das Smartphone angewiesen. Irgendwann hatte ich an einem Tag die übermäßige Motivation, das endlich zu machen: Was soll eigentlich schiefgehen? Zwei oder drei Wochen sind doch machbar!? An dem Tag habe ich nicht gezögert, habe mir direkt das altbewährte Tastenhandy von Nokia gekauft und mein Smartphone in den Schrank gelegt.

Wie lief das Experiment?

In diesem Experiment gab es für mich mehrere Schwierigkeiten:

  • Zugfahrten planen
  • Fotos machen
  • Mit anderen kommunizieren

Zum Glück habe ich im Rahmen meines dualen Studiums während des Experiments überwiegend im Home-Office gearbeitet. Es gab aber den einen oder anderen Tag, wo ich in Präsenz gearbeitet habe. Die Hinfahrt ging meistens problemlos, die Rückfahrt war aber oft herausfordernd. Bei einer Verspätung kann man Alternativrouten einfach und schnell in der App finden, jedoch nicht in einem Tastenhandy. Ich musste deshalb meine Fahrten immer genau planen und mir die Umstiege, Gleise, Zugnummern und einen Alternativzug bei einem möglichen Ausfall merken.

Atemberaubender Sonnenuntergang, cooler Sportwagen oder etwas Schönes für die Erinnerungsgalerie? Ganz einfach: Auf die Hosentasche greifen.. oh.. Das war nicht praktisch, denn das Tastenhandy kann telefonieren, SMS verschicken und es hat eine Taschenlampe. Nicht mehr.

Das aller schwierigste kommt aber noch: Mit anderen in WhatsApp nicht kommunizieren zu können. Abgesehen davon, dass ich einige Partyeinladungen nicht mitbekommen habe, war es praktisch unmöglich mich zu erreichen, weil viele Leute heutzutage eine Nachricht schreiben und nicht anrufen. Sachen ganz einfach und schnell mit anderen klären ging also nicht.

Welche positiven Auswirkungen gab es?

Nun kommen wir zu einer wichtigen Frage im Hinblick auf die genannten Nachteile am Anfang des Artikels: Hat es sich gelohnt und einen Mehrwert gebracht? In dieser Phase hatte ich viele Punkte auf meiner To-Do-Liste und ich konnte Vieles davon ablenkungsfrei schaffen. Als mein Smartphone im Schrank lag und nicht sichtbar war, gab es für mich keinen Anreiz mich damit abzulenken. Ich habe mich also etwas konzentrierter gefühlt und ich war auf jeden Fall produktiver. Eine Sache habe ich jedoch bemerkt, irgendetwas hat im Alltag gefehlt und ich habe oft die Lust verloren, irgendwas zu machen: Die ständigen Dopamin Ausschüttungen im Körper waren auf einmal weg. Die Smartphones, Apps und Social Media sind heute so konzipiert, dass sie uns immer wieder belohnen. Jedes Mal scrollen, jede schöne Animation, die Farben, das Design… Experten haben jahrelang daran gearbeitet, um unsere Aufmerksamkeit zu bekommen und zu behalten. Und das ist auf lange Sicht ein richtiges Problem. Man genießt die kleinen Dinge nicht mehr, kann nicht mehr lange konzentriert sein und hat keine Lust auf einfache Tätigkeiten im Alltag, ob Smalltalk, was Neues lernen oder mal die Umgebung offline und störungsfrei zu erleben.

Dieses Experiment hat mir beigebracht, meinem Umgang mit dem Smartphone bewusst zu sein. Technologien sind toll und hilfreich, sie sind aber oft zweischneidig. Im Folgenden sind ein paar Punkte, die dir helfen können.

Take Home Message

  • Sei dir bewusst, wie du Technologien und Social Media nutzt
  • Du musst nicht auf einmal auf alles verzichten. Fang klein an, vielleicht mit einem täglichen Limit für bestimmte Apps, die dich ablenken
  • Beantworte für dich diese Fragen und setze um, was nötig ist: Bin ich meinen eigenen Gewohnheiten bewusst? Welche soll ich behalten und welche durch bessere ersetzen? Welches größte Hindernis lenkt mich momentan von meinen Zielen ab?